Hratch Kaloustian von Hoffe Saale e.V.

Hratch Kaloustian ist Arzt aus Syrien und lebt seit vier Jahren in Deutschland. Im Jahr 2018 gründete er den Verein Hoffe Saale e. V. Im Interview berichtet er von seinem Verein – und warum Teilhabechancen so wichtig sind.

Hratch Kaloustian ist Gründer und Vorsitzender von Hoffe Saale e.V.

1. Hratch, stell bitte dich und deinen Verein kurz vor. Was bewegt dich, mitzumachen?

Mein Name ist Hratch Kaloustian. Ich komme aus Syrien, bin von Beruf Arzt und lebe seit vier Jahren in Deutschland. Im Jahr 2018 gründete ich den Hoffe Saale e. V., dessen Vorsitzender ich aktuell auch bin. Wir führen viele Aktivitäten aus und arbeiten mit Kindern und Jugendlichen mit Migration- und ohne Migrationsgeschichte. Unser Verein beheimatet zugleich eine Kunstschule mit mehr als 45 Teilnehmenden – und bietet entsprechend Musikunterricht in Gruppen, Musikkapellen, Tanzgruppen und Pfadfindergruppen mit insgesamt mehr als 85 Teilnehmenden an.

2. Welche Aktivitäten deines Vereines aus den Jahren 2020 und 2021 möchtest du besonders hervorheben?

Jede Aktivität ist für uns etwas Besonderes. Wir mussten viele Veranstaltungen während der Pandemie absagen. Aber wir konnten vier Ausstellungen organisieren: Eine mit der Wettiner Kunstschule, zwei in Halle und eine in Merseburg. Außerdem geben wir Musikkonzerte in Halle.

3. Wie hat dein Projekt zur Teilhabe von Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte beigetragen?

Mehr als 80 % unserer Mitglieder haben eine Migrationsgeschichte. Wir konnten diese Kinder und Jugendlichen von der Straße holen und ihnen im Rahmen von außerschulischen Aktivitäten Bildung und Unterstützung anbieten. Da mein Verein über 80 Mitglieder hat, konnten wir über 1000 Menschen erreichen. Und ich denke, wir können unsere Probleme und Wünsche an die Regierung erfolgreich übermitteln.
 

4. Warum ist die Teilhabe von allen Menschen wichtig? Teilhabechancen – was verstehst du darunter?

Jeder hat seine eigenen Gedanken und Möglichkeiten. Durch die Einbeziehung verschiedener Ansichten können wir Menschen helfen, freier und unbelasteter zu sein.

5. Wie kann man die Teilhabe von Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte verbessern?

Man muss etwas flexibler sein, um nicht zu erzwingen, was wir wissen – sondern um zu verstehen, was Migrant*innen brauchen.

6. Was würdest du Bundespolitiker*innen sagen, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?

Ich würde sagen, dass sie der Schulpolitik und der Kinderarmut mehr Aufmerksamkeit schenken sollten. Während der Corona-Pandemie hat sich herausgestellt, dass 70 % der Schüler*innen keine Ahnung haben, wie sie einen Computer benutzen sollen. Und das Internet ist ja nicht allein Facebook oder TikTok. Der IT-Bereich an den Schulen sollte zudem ausgebaut werden. Fächer wie „Robotik“ könnten endlich eingeführt werden.