Empowerment – Frauen* – Stärken von Potenzialen

Auf einer Austauschplattform am 8. März 2022 kamen der Bundesverband NeMO und seine Verbünde zusammen, um über das Thema Gleichstellung in der Gesellschaft zu sprechen – aber auch im Verband selbst.

Dr. Elizabeth Beloe ging während des Gesprächs besonders auf die ungleiche Präsenz von Frauen in Führungspositionen ein. Dabei hob sie die Rolle von Frauen in der heutigen Gesellschaft hervor, die nach wie vor von ungleichen Voraussetzungen in vielen Bereichen betroffen sind. Sexismus ist nur ein Beispiel. Auch der Bundesverband NeMO kann sich davon nicht freisprechen: Der Bundesverband NeMO Vorstand besteht aus insgesamt neun Personen. Nur zwei von ihnen sind Frauen.

Wir als Verband sind klar in unseren Worten: Frauen sind dazu aufgerufen, sich gegen ihre strukturelle Diskriminierung zu wehren und gegenseitig zu unterstützen. Dr. Beloe betonte im Laufe des Gesprächs, dass Frauen – besonders auch Frauen mit Migrationsgeschichte – oft nicht im Vordergrund stehen. Das gelte beispielsweise für ihre ehrenamtlichen Aktivitäten. Der Bundesverband NeMO möchte die Teilhabe von Frauen mit Flucht- und Migrationsgeschichte verstärken – dafür besteht entsprechend ein erhöhter Förderbedarf.

Im Gespräch wurde auch Kritik an der aktuellen Diskussion laut: Häufig würden allein die Bedarfe des Arbeitsmarktes beachtet, die Stärken und Potenziale der Frauen hingegen nicht. Frauenspezifische Angebote würden noch immer fehlen. Wenn diese bedacht würden, dann seien sie wiederum nicht zukunftsorientiert.

Seit November gibt es einen neuen Koalitionsvertrag, in dem viele Punkte der Gleichstellung ignoriert werden. Der Bundesverband NeMO fordert daher die Etablierung von Strukturen der Gleichstellungspolitik. Am 21.03.2022 werden die Anforderungen hierzu im Polit-Talk des Bundesverband NeMO klar kommuniziert.

Es kam eine weitere Sprecherin zu Wort: Elina Chernova, Mitglied im NeMO-Vorstand, berichtete während des Gesprächs zur Situation von Frauen in den NeMO-Verbünden. Dabei betonte sie, dass Frauen aus den Vereinen und Verbünden eine hohe Anerkennung verdienten, weil sie sehr viel leisten. Oft würden Frauen Aufgaben im Hintergrund übernehmen, die unverzichtbar sind. So waren und sind Frauen beispielsweise maßgeblich bei der Gründung von Vereinen involviert. Elina Chernova betont in diesem Zusammenhang auch die Mehrfachbelastung von Frauen: Es werde oft gesagt, Frauen hätten immer so viel Zeit. Das stimme jedoch nicht. Denn Frauen müssten sich um die Kinder kümmern, um Schule, um Integration und vieles mehr.

Von anderen Teilnehmenden bekamen wir weitere Impulse. Sie betonten:

  • dass eine Frauen*plattform nötig wäre, um einen Raum zu bieten, in dem die verschiedenen Themen angesprochen werden können – einen Ort, an dem es Unterstützung von Frauen* für Frauen* gibt.
  • dass wir auch über Tabuthemen in den Vereinen und Communities sprechen sollten, etwa häusliche Gewalt oder die Verteilung von Hausarbeit. Bisher würden viele dieser Dinge kaum oder gar nicht in Migrant*innenorganisationen wie dem Bundesverband NeMO thematisiert.
  • Um etwas zu ändern, müsse der Bundesverband NeMO organisiert handeln. Die Gründung einer Frauen*plattform wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Dort könnten Frauen* Ideen entwickeln, Forderungen formulieren und vieles mehr – um damit die Strukturen in den Verbünden und so auch ihren Alltag selbst positiv zu verändern.
  • Der Bundesverband NeMO solle mit seinen Forderungen zum Koalitionsvertrag an die Öffentlichkeit gehen. Denkbar wäre es, hier konkrete Einwände zu äußern. Denn: Vieles was im Koalitionsvertrag steht, sei aus der Perspektive des Arbeitsmarkts formuliert. Diese Perspektive verdecke die Tatsache, wie der Arbeitsmarkt gestaltet werden müsste, damit Frauen letztlich gleichgestellt sind.
  • Ein systematisches Problem des Koalitionsvertrags sei, dass kein Nachvollziehen seitens der Einwanderungsgesellschaft dafür existiere. Das führe dazu, dass Frauen der Einwanderungsgesellschaft im Koalitionsvertrag auch ignoriert würden. Die Perspektive der weißen Frau ist hier dominant.
  • dass fast keine Frauen mit Migrationsgeschichte im Deutschen Frauenrat sind. Hier müsse man handeln – und offensiv eine starke migrantische Plattform starten.
  • dass es noch viel zu tun gebe, denn die Zukunft des Landes liege auch in den Händen der Kinder von migrantischen Frauen. In dem Sinne sei es bedauernswert, dass im Koalitionsvertrag migrantische Frauen nicht beachtet würden.

Am Ende der Austauschplattform gab es viel, was wir als Vision als Bundesverband NeMO gestalten möchten, um es dann in die Tat umzusetzen. Einen sehr wertvollen Anfang stellte die Austauschplattform selbst dar – und auch der Plan, dass im ersten Schritt eine Frauen*plattform gegründet und gestaltet werden solle.