Das Bekanntwerden der Geheimsitzung von Ultrarechten, in denen es um Pläne für eine Vertreibung von Menschen mit Einwanderungsgeschichte ging, hat viele Menschen aufgeschreckt. Demonstrationen in vielen Städten, die NEIN sagen und sich gegen diese rechtsradikalen Gedankenspiele aus dem AfD- und Werteunion-Milieu wehren, sind ein bürger*innenschaftlicher Aufschrei – und das wird hoffentlich weitergehen und zu einer Bewegung werden!
Wir Bürger*innen mit Einwanderungsgeschichte sind erleichtert über diesen breiten Protest. Er kommt spät, aber nicht zu spät. Denn wir als Bundesverband Netzwerke von Migrant*innen-Organisationen mit 21 lokalen Verbünden und über 800 Mitgliedsvereinen beobachten diese Entwicklung schon lange und haben schon oft vor der anti-demokratischen Radikalität von Rechts gewarnt.
Neu ist die Offenheit, mit der Gewalt- und Vertreibungspläne ausgesprochen werden. Das ist nur möglich, weil sich das gesellschaftliche Klima verändert hat. Die von den Parteien der „Mitte“ mit groben Parolen geführte Debatte um die Verschärfung der Asylregeln gehört zu den Wegbereitern einer feindlichen Stimmung gegenüber „Anderen“ und hilft auch der AfD.
Bei vielen unserer Freund*innen, Verwandten und Kolleg*innen wachsen Unsicherheit und auch Angst, vor allem aber wächst die Enttäuschung über ein Land, das aufgrund seiner eigenen Geschichte und seinem Grundgesetz für Demokratie, Menschenwürde und Weltoffenheit steht. Oder sollen wir schon sagen: gestanden hat?
Anders gesagt: Bei dem, was gerade passiert, geht es um die Kernfrage: Was für ein Deutschland wollen wir? Angst ist verständlich, aber kein guter Ratgeber. Wichtig sind jetzt ein warmes Herz und ein kühler Kopf. Vor allem: nicht allein bleiben und nicht alleingelassen werden!
Demokratische Migrant*innen-Organisationen und vor allem jene, in denen Menschen jenseits von unterschiedlichen Herkünften und Traditionen solidarisch zusammenwirken, sind gerade in diesen Zeiten unverzichtbar. Sie müssen stärker und sichtbarer werden und zugleich zuverlässige Partner all jener, die mit Wort und Tat für ein weltoffenes Land eintreten.
Daran arbeiten wir gemeinsam, denn wir sind hier zuhause. Niemand wird uns vertreiben!