Stellungnahme zum internationalen Frauentag: Ein bitterer Feiertag

Stellungnahme des Bundesverband NeMO zum internationalen Frauentag am 8. März.

1975 erklärt die UNO den 8. März zum "International Women’s Day“. Zwei Jahre später - im Dezember 1977- proklamierte ihn die UNO-Generalversammlung offiziell zum "Tag für die Rechte der Frau und den Weltfrieden". Dass es bei Frauenrechten um Menschenrechte geht, sagte schon Clara Zetkin 1910. Die UNO zog eine klare weitere Verbindung, nämlich zum Weltfrieden. In Deutschland wie in vielen Ländern des globalen Nordens ist eine Verbesserung der Lage von Frauen erkämpft worden. Das kann gefeiert werden, obwohl auch hier noch viel zu tun ist, es Rückschläge gibt und der Kampf der Frauen den Ultrarechten ein Dorn im Auge ist.

In vielen Ländern der Welt aber ist die Situation von Frauen dramatisch und ihre Rechte werden mit Füßen getreten. Bei den humanitären Krisen dieser Welt – und es werden täglich mehr –sind Frauen und Kinder besonders betroffen – und sie sind es auch oft genug, die mit aller Kraft ums pure Überleben ihrer Familien kämpfen.  Viele dieser humanitären Krisen – wie die Kriege in der Ukraine und in Nahost, die Klima- und Hungerkatastrophen – erscheinen weit weg, aber sie sind es nicht, weil sie infrage stellen, was für uns alle wichtig ist: nämlich die Menschenrechte. 

Und es müssen die katastrophalen Folgen für die Menschen – und hier insbesondere der Frauen und Kinder – auch als Folge einer ungerechten Verteilung von Wohlstand und Ressourcennutzung im Weltmaßstab erkannt werden- und eben auch als Langzeitfolgen kolonialer und (post-) kolonialer Ausbeutungsverhältnisse. Eine feministische Außenpolitik und feministisch grundierte wirtschaftliche Zusammenarbeit – so das Programm der „Ampel Koalition“ - dürfen niemals auf das Geschlechterverhältnis reduziert sein, sondern müssen konzeptionell und praktisch auch dessen enge Verzahnung mit neoliberaler und neokolonialer Politik überwinden. Hierzu ist überfällig, mit Selbstorganisationen der Menschen „vor Ort“ und mit den hiesigen Diaspora-Organisationen zusammenzuarbeiten. 

Dies schließt ein, die bisherige sogenannte Entwicklungspolitik und ihre faktischen Fortführungen bis heute zu überprüfen und infrage zu stellen. Hierzu gehört auch ein sehr kritischer Umgang mit der breit anlaufenden Politik der Anwerbung von – vor allem auch: weiblichen – Arbeitskräften, die sehr der fatalen „Gastarbeiterpolitik“ der sechziger Jahre ähnelt. Gefahren eines „roll-back“ bestehen durchaus. 

Der 8. März ist also bis auf Weiteres ein bitterer Feiertag.